Viktor Mayer-Schönberger | ||
Abstract: | Herr Coase, der Koenig, das Recht und das Geld Oder: Warum das Urheberrecht fuer den Kulturbereich so zentral ist Die Digerati, die Bannertraeger der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, praesentieren es als Revolution und Folge eines durchgehenden Paradigmenwechsels. Und chic klingt es auch: Das Urheberrecht sei am Ende und der Schutz geistigen Eigentums ein UEberbleibsel aus der Gutenberg-Zeit, die im digitalen Zeitalter nicht mehr nur keinen Sinn mache, sondern auch kein Geld mehr bringe. Es sei hoch an der Zeit, endlich Abschied von dieser unsinnigen kleinen Vignette der Aufklaerung zu nehmen. Vor einer Trennung von etwas, das einem vertraut ist, empfiehlt es sich aber zu ueberlegen, was man im Begriffe ist aufzugeben. Die Leistung der Autor/in, ihre geistige Schoepfung, gehoert, so sagt man, geschuetzt. Gaebe es keinen Schutz dieser geistigen Schoepfung, wuerde auch niemand mehr kreativ sein wollen, weil jede gute Idee ganz einfach gestohlen werden koennte. Gleichzeitig sollen aber die Menschen die Kreativitaet anderer geniessen koennen. Immerhin gewinnen wir alle gegenseitig durch Kommunikation, durch Austausch von Information. Das Urheberrecht, so die konventionelle Erklaerung, vermittelt zwischen diesen beiden Positionen. Diese schoene, verklaerte Sicht des Urheberrechtes ist naiv. Denn das Urheberrecht wurde schon zu Beginn nicht den Autoren und Autorinnen eingeraeumt, sondern den Verlegern, die mit ihren Druckerpressen sich gegen Piratendrucke zur Wehr setzen wollten. Erst als der Staat die zu maechtig gewordenen Verleger in die Knie zwingen wollte, kam die von der Aufklaerung propagierte Idee des geistigen Eigentums gelegen. Auch wenn daher das Urheberrecht in Europa heute das Individuum mit seiner geistigen Schoepfung in den Mittelpunkt zu stellen vorgibt, hat sich der Schutz der KuenstlerInnen vor Piraterie und Ausbeutung durch Nachahmung nicht erfuellt. Zu vielfaeltig sind die Luecken im Urheberrecht, zu offensichtlich die sich darin widerspiegelnden Machtpositionen der "big players". Vor allem aber verhindern Transaktionskosten die Ausuebung der AutorInnenrechte und damit direkte finanzielle Transferleistungen an KuenstlerInnen. Ohne Geld kann aber in diesem wichtigen Bereich weder Bildung noch Beschaeftigung entstehen oder fortdauern. Der Ruf nach dem Ende des Urheberrechts ist daher zweifach absurd: Denn zum einen bieten die neuen Netze erstmals die technische Moeglichkeit niederster Transaktionskosten und damit echter AutorInnenrechte. Und zum anderen kann wohl kaum etwas schon zu Ende gehen, was noch nicht einmal wirklich begonnen hat. |
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Biography: | Dr. Viktor Mayer-Schoenberger studierte Rechtswissenschaften in Salzburg (Mag.iur. '88, Dr.iur '91), Cambridge und Harvard (LL.M. '89). 1992 graduierte er zum M.Sc. (Econ) an der London School of Economics and Political Science. Er war Geschaeftsfuehrer des Hochschullehrganges Rechtsinformatik in Salzburg und Mitbegruender von SUBTECH. 1986 bis 1992 fuehrte er die von ihm gegruendete Ikarus Software und entwickelte die Virus Utilities, das damals meistverkaufte oesterreichische Softwareprodukt. Er war Gastprofessor fuer Internationales Recht an der OU Law School (USA) und leitete 1993-96 das Projekt Informationsrecht am OEsterreichischen Institut fuer Rechtspolitik, mit Arbeiten im Auftrag des BMWF, der OEesterreichischen Nationalbank sowie des Landes Salzburg. Im Zug seiner Taetigkeiten hat er unzaehlige Arbeiten publiziert, darunter zuletzt "Das Recht am Info-Highway" (Orac, 1997) und ua die GIIC und die OECD beraten. Mit 1.1.1999 ist er Professor fuer Informations-Infrastrukturpolitik an der Kennedy School of Government der Harvard University. | |
Viktor Mayer - Schönberger | ||
Institution: | University of Vienna, A | |
Kennedy School of Government, Harvard University, USA | ||
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